Eine einfache, aber notwendigerweise sehr große, Karte, welche das Itinerarium provinciarum Antonini Augusti visualisiert. Gehalten im gleichen Maßstab von 1:1.5 Millionen wie meine Wandkarte des klassischen Griechenlandes, hätte sie gedruckt eine enorme Größe von 3 m mal 2.5 m.
Bei dem mit vollständigem Namen als Itinerarium provinciarum Antonini Augusti bezeichneten Dokument handelt es sich um ein kaiserzeitliches Streckenverzeichnis, welches einen Großteil des römischen Straßennetzes abdeckt. Die darin enthaltenen 17 Routen sind jeweils als Listen mit Stationsnamen und Entfernungsangaben zur nächsten Station aufgeschrieben. Man geht davon aus das diese über eine längeren Zeitraum zusammengestellt wurden, so dass die gesammelten Informationen etwa der Zeitspanne von der Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius bis zum ausgehenden 3. Jahrhundert entstammen.
Insgesamt besteht das Itinerarium aus deutlich über 2000 Einträgen, wobei jedoch einige Stationen mehrfach auftauchen, da sich Straßen kreuzen und manche Streckenabschnitte mehreren Routen gemeinsam sind. Zudem ist die Schreibweise der Stationsnamen dabei nicht immer einheitlich. In der Karte unten sind 2065 Stationsnamen verzeichnet, welche von großen Metropolen wie Alexandria bis zum einfachen Hydreuma in der Wüste ein weites Spektrum an Niederlassungen abdecken.
Die hier gezeigte Karte basiert auf der Bearbeitung des Itinerarium Antonini durch Bernd Löhberg, welcher für seine Dissertation jeder Station einen entsprechenden bzw. einen zumindest naheliegenden modernen Ortsnamen zuwies. In Löhbergs Werk sind zwar auch eigenen Karten enthalten, eine Übersichtskarte ohne Stationen, sowieso detaillierte Streckenkarten auf Basis des Barrington Atlas, jedoch war es notwendig eine eigene, digitale Variante anzufertigen.
Diese bildete nämlich den Ausgangspunkt für die Erstellung eines digitalen Verkehrsnetzwerks des Imperium Romanum zur Simulation der Antoninischen Pest und anschließenden Visualisierung der Ergebnisse, ein Projekt an dem ein Freund und ich in den Jahren 2010/2011 arbeiteten. Zuerst wurde damals von uns versucht die Koordinaten der den Stationen zugewiesenen Orte automatisch zu ermitteln, was aber insbesondere durch die nicht einheitliche Transkription arabischer Ortsnamen in lateinische Schrift in weiten Teilen des Imperiums nur sehr bedingt funktionierte. Letztendlich mussten viele Stationen manuell über die Luftbilder und kartographischen Informationen in Google Earth lokalisiert und die Platzierung der restlichen dabei überprüft und wenn nötig auch korrigiert werden.
Wie die vorliegende Karte zeigt deckt das Itinerarium Antonini das römische Imperium jedoch nicht vollständig ab und weißt zahlreiche Lücken auch in dichtbesiedelten Gebieten, wie fast die gesamte Provinz Asia, auf. Für die Simulation musste das Netzwerk in seiner Endfassung somit um Rund 1000 weitere Knoten und zahlreiche Strecken erweitert werden, welches dann wiederum der Ausgangspunkt für meine Karte Imperium Romanum 211 AD war.
Wie oben erwähnt sind viele Streckenabschnitte Teil mehrerer Routen. Beim betrachten der Karte fällt auf das, außer bei echten Parallelstrecken, dabei oftmals einzelne Stationen ausgelassen werden, was sich in zusätzlichen direkten Verbindungslinien zur eigentlich übernächsten Station äußert. Für die nächste Iteration dieser Karte habe ich angedacht die einzelnen Strecken des Itinerarium Antonini (farblich) zu unterscheiden, was damals als reine Grundlage für das Verkehrsnetzwerk zur Simulation der Antoninischen Pest nicht notwendig war.