Die Entstehung dieser Landkarte war motiviert von meiner Begeisterung für jene Epoche am Anfang der klassischen Antike.
Das 6. Jahrhundert v. Chr. war eine faszinierende, ungemein farbenfrohe Epoche des Aufschwungs, und der Auf- und Umbrüche. In dieser Zeit formierte sich die klassische Antike Welt der nächsten 1000 Jahre, deren prägender Einfluss bis in unsere Gegenwart reicht. Etwa durch das Konzept des Bürgerrechts, das entstand als in den immer größer und komplexer werdenden Stadtstaaten jener Zeit das Zusammenleben zunehmend auf Basis verbindlicher und fixierter Gesetzte geregelt werden musste.
Die voran gegangenen Jahrhunderte waren bestimmt gewesen von den großen Kolonisationsbewegungen der Griechen und Phönizier, welche auf der Suche nach Land und Handelspartnern ins Unbekannte vorstießen, und die Küsten der Meere mit einem Netz von Stützpunkten und Koloniestädten überzogen.
Nun aber standen die unzähligen, einer Vielzahl an Kulturen zugehörigen Stadtstaaten rings um das Mittelmeer durch den Fernhandel in regem Austausch miteinander. Vom Land der Skythen an den nördlichen Küsten des schwarzen Meeres, von Ägypten und dem Inneren Afrikas bis in das Land der Hallstatt Kelten nördlich der Alpen verbreiteten sich die Produkte Griechenlands und Etruriens, welche sich heute bei Ausgrabungen von Siedlungen und Grabhügeln wiederfinden lassen.
Beispiele zeitgenössischer Kunst: Kouros von Samos (Foto: Adam Carr), Keltenfürst von
Glauberg (Foto: Heinrich Stürzl), Apollo von Veii (Foto: Giorces), alle Wikimedia Commons.
Mit der Heuneburg und ihrer Lehmziegelmauer nach mediterranem Vorbild entstand eine erste stadtartige Siedlung im Süden des heutigen Deutschland. Am Atlantik stießen die Westphönizier entlang der afrikanischen und portugiesischen Küsten nach Norden und Süden vor und wurden bald darauf von Karthago unter dessen Führung vereinigt.
Im Osten errichteten die Perser das erste wirkliche Weltreich der Geschichte, das eine Vielfalt unterschiedlichster Kulturen von Baktrien bis Ägypten umfasste. Seine Konfrontation mit den Städten von Hellas sollte dort die nächsten Jahrzehnte prägen. Zudem erreichte das noch junge Perserreich zu dieser Zeit unter seinem Großkönig Dareios I. und dessen Nachfolger Xerxes seine größte Ausdehnung.
Behistun-Inschrift welche die Siege und Ereignisse während Dareios
Machtergreifung zelebriert (Foto: Hara1603, Wikimedia Commons)
Auch im Westen kam es zu Konflikten zwischen dem aufstrebenden Bund der etruskischen Städte, Karthago, der sich neu definierenden Schutzmacht der Westphönizier mit eigenen Ambitionen, und den Kolonien der Griechen, welche in den Schlachten bei Himera und Kyme gipfeln sollten. Wie vielerorts zu jener Zeit wurden auch in Rom, das eine erste große Blüte erlebte, die Könige gestürzt und es entstand jene Republik, die später alle anderen Städte überflügeln sollte.
Modell des archaischen Roms zur Zeit der Tarquinier im Museo della Civiltà Romana. (Foto: Autor)
Es war aber auch eine Epoche reich an großen Denkern und Persönlichkeiten: Die als Begründer der westlichen Philosophie und Wissenschaft geltenden Vorsokratiker wie Pythagoras von Samos, Heraklit von Ephesus, Thales oder der Geograph Hekataios von Milet lebten neben Tyrannen wie Phalaris von Akragas oder Polykrates von Samos.
Diese Welt ist uns insbesondere im zeitlosen Werk des Herodot von Halikarnassos, dem Vater der Geschichtsschreibung, gut zugänglich überliefert.
Ziel dieser Karte war es, diese Welt wieder lebendig werden zu lassen und weit über die Worte Herodots hinaus auf den heutigen Wissensstand zu ergänzen. Mein Liebe zur römischen Geschichte führte zu einer detaillierten Nebenkarte, welche später auch separat als Postkarte veröffentlicht wurde und mittlerweile auch Teil des Posters Die Welt des alten Roms ist. Jene widmet sich einzig dem römischen Herrschaftsgebiet und seinem Umfeld in den letzten Jahren des 6. Jhdts. v. Chr.
Erstmalig konnte in dieser Zeit der römische Staat die Vorherrschaft über das ganze ursprüngliche Latium (Latium Vetus) und die Küstenstreifen bis Tarracina südlich von Rom erringen. Dieses erste „Römische Reich“ war nur von kurzer Dauer, denn in den ersten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts wurde der Süden bis einschließlich Antium und Velitrae von den Volskern überrannt, während die Latiner im Osten von den Aequi bedrängt wurden. Für den Großteil des Jahrhunderts musste sich Rom an den Albaner Bergen verteidigen, während es eine Phase der Stagnation, des wirtschaftlichen Niedergangs und innerer Unruhen durchlebte. Erst mit der Eroberung der etruskischen Nachbarstadt Veii im Jahr 392 (Livius, Dionysius) sollte die eigentliche Expansion der römischen Macht beginnen.