Die Tichitt Kultur

Gegenwärtig ist wieder Zeit meine Landkarten zu verbessern und die Arbeit an der Karte Die Antike Welt in DIN A1, welche ich letztes Jahr angekündigt hatte, voranzutreiben. Mein aktueller Schwerpunkt liegt dabei auf den afrikanischen Teilen der neuen Karte, insbesondere dem subsaharischen Afrika. Kürzlich habe ich dabei die Tichitt Kultur sowohl zu meiner bestehenden Wandkarte Die Welt der Bronzezeit, als auch zur neuen hinzugefügt. Eine weiteres frühes afrikanisches Land welches weitestgehend von der sich ausbreitenden Wüste verschluckt wurde.     

Die Tichitt Kultur war die wahrscheinlich erste komplexe Gesellschaft in Afrika westlich des Niltals, welche ausgedehnte Siedlungen aus Steinbauten errichtete und wahrscheinlich ebenso Vorfahren des Volks der Soninke. 

Zur Zeit meiner Bronzezeit Landkarte stand diese Kultur in ihrem Zenit und existierte in einem gänzlich anderem Umfeld als man es heute dort finden kann. Während der feuchtesten Phasen der Sahara war das Aoukar Becken, heute von Wüste bedeckt, ein einziger großer See, der sich später in mehrere, immer noch ausgedehnte, Seen und Feuchtgebiete aufspaltete. Das Becken ist Umgeben von einer Reihe Plateaus, von West nach Ost Dhar Tagant, Dhar Tichitt, Dhar Oulatta und Dhar Nema. Meist entlang deren Abbruchkanten, sich über die Seenlandschaft erhebend, findet sich eine fast endlos erscheinende Kette aus Stein erbauter Siedlungen aller Größen. Über 400, vom kleinem Weiler bis zur ausgedehnten Stadt sind heute bekannt. 

Archäologische Funde, wie Nilpferdeknochen, Fischreste und Fischereiutensilien zeigen uns wie sehr deren Bewohner das reichhaltige Angebot ihrer wasserreichen Umgebung zu nutzen wussten.  

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Das Gebiet heute. Die Siedlungen der Tichitt Kultur verteilen sich primär entlang der Abbruchkanten von 4 Plateaus, welche des Aoukar Becken umgeben. Von West nach Ost:  Dhar Tagant, Dhar Tichitt, Dhar Oulatta und Dhar Nema. Es gibt etwa 400 bekannte Siedlungen. Im Satellitenbild enthalten sind nur die, welche ich nach kurzer Suche selbst lokalisieren und markieren konnte. Bild: Google Earth 

Während des ersten Jahrtausends vor unserer Zeit begannen die Seen zu verschwinden, die Gegend wurde langsam zu der Wüste die sie bis heute ist und nach und nach mussten die Siedlungen entlang der Plateaus mussten aufgegeben.  

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Eine typische Siedlung der Tichitt Kultur. Bild: Google Earth

Tichitt culture tradition settlement dhar tagant
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Zwei der großen ummauerten Siedlungen auf dem Dhar Tagant Plateau. Befestigungsanlagen, wie Ringmauern, werden im ersten Jahrtausend vor unserer Zeit häufiger.  Die mag ein Hinweis auf Konflikte mit sich von Norden her ausbreitenden Berber Stämmen sein und die zunehmende Mobilität nomadischer Populationen durch die Verbreitung des Kamels in der Sahara Region. Bild: Google Earth

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Die Tichitt Kultur auf meiner Landkarte Die Welt der Bronzezeit

Da beide Landkarten in einem relativ kleinen Maßstab gehalten sind, 1:20 Millionen für die Bronzezeit Nebenkarte und 1:17.5 Millionen für die Die Antike Welt, habe ich die verschiedenen Häufungen von Siedlungen auf den einzelnen Plateaus jeweils in einem einzigen Symbol und Label mit Namen der Häufung zusammengefasst.     

 

Um die Tichitt Kultur auf der Bronzezeit Karte abbilden zu können, musste ich die Ausdehnung der Nebenkarte etwas nach Westen erweitern. Dabei wurde nur, die sowieso zuvor doppelt vorhandene, Beschriftung zu den Kupfervorkommen des arabischen Schildes überdeckt, welche aber auch in der Nebenkarte vorhanden ist. Somit ist keine Information verloren gegangen. 

 

Während der dargestellten Epoche hatte sich die materielle Kultur der Tichitt Leute bereits in benachbarte Regionen, wie dem Niger Binnendelta und den Gebieten um die große Wende des Flusses Richtung Südosten, ausgebreitet. Zu dieser Zeit sehen wir die Entstehung eines ersten interregionalen Handelsnetzwerkes im westlichen Afrika. Außer den Bewohnern der Aoukar und Niger Regionen waren auch Gemeinschaften um den Tschadsee und Produzenten von Kupfer im Aïr Gebirge involviert.    

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WIP: Mehr als ein Jahrtausend später. Die gleiche Region Afrikas am südlichen Ende der Sahara im ersten Jahrhundert unserer Zeit, als noch unfertiger Ausschnitt meiner sich in Arbeit befindenden Karte "Die Antike Welt"

Im ersten Jahrhundert unserer Zeit waren nur noch Teile des Dhar Tagant weiterhin bewohnt, aber die abgewanderten Menschen hatten die Entwicklung der gesamten Region unterstützt und neue Städte wie Dia oder Koumbi Saleh begannen ihren Aufstieg. In der nicht allzu entfernten Zunkunft gründeten ihre Nachfahren das Reich von Ghana  und Koumbi Saleh wurde im Mittelalter zur einer von dessen Hauptstädten. 

Im Osten hatte sich südlich des Tschadsees ein neues Gemeinwesen zentriert um Houlouf entwickelt. Agisymba, nördlich davon, ist der Name eines Landes welches im späten 1. Jahrhundert vom römischen Reisenden und Kaufmann Iulius Maternus besucht wurde, welcher den König der Garamanten auf einer Reise zum südliche Ende der Sahara begleitete. Es war reich an Tieren wie Nashörnern und wird gemeinhin nördlich des Sees lokalisiert.   

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